Die Bürgermeisterei Oedekoven
Aus der bis zum Jahre 1794 bestehenden Kurkölnischen Bürgermeisterei Oedekoven, die gerichtsmäßig auf den Dingstuhl Duisdorf orientiert war, war nach Zusammenbruch des Kurstaates Köln die französische Mairie Oedekoven. Geworden, zu deren Rechtsnachfolger im Jahre im Jahre 1814 die Preußische Bürgermeisterei Oedekoven wurde.
Die Kurkölnische Bürgermeisterei
In Kurkölnischer Zeit waren die Bauermeister die Repräsentanten einer Dorfgemeinschaft. Diese Bauermeister rekrutierten sich allgemein aus dem Personenkreis der Halfen der größeren Höfe dieser Orte, die Güter von Kirchen und Adel für die Hälfte des von ihnen zu erwirtschaftenden Ertrags bearbeiteten und die finanzkräftigste Schicht der Dorfgemeinschaft bildeten.
Weiterhin berechtigte und zugleich verpflichtete das von einem Halfen bewirtschafte große Hofesgut zu einer Schöffenstelle des Schöffen- und Geschworenengerichtes, und im Falle des Ortes Oedekoven an den kurkölnischen Dingstuhl Duisdorf. Da nun die Halfenfamilien zur Sicherung ihrer wirtschaftlichen Grundlage meist untereinander heirateten, die weltlichen und geistlichen Besitzer der Hofesgüter schlossen in der Regel mit den Halfensöhnen und Halfentöchtern die Nachfolgeverträge, kam auch das Amt des Bauermeisters der Orte oft nicht aus der Familie und wurde über mehrere Generationen in der Familie gehalten. So besaßen die Halfenfamilien eine über mehrer Generationen gewachsenen Autorität in ihrer Ortschaft.
Die Mairie Oedekoven
Nach dem Sieg der französischen Revolutionstruppen in Belgien über die Östereicher waren die Franzosen unter dem erst 25jährigen General Marceau in unserer Heimat eingezogen und beendeten damit die Jahrhunderte lange Herrschaft der Bischöfe und Kurfürsten von Köln. Am zweiten Tage des Erscheinens der Revolutionstruppen in Kurköln, am 7. Oktober 1794, zogen sie, die abenteuerlich gekleideten Sanscoulotten, plündernd durch das Dorf Oedekoven, so dass im Nachbarort Gielsdorf, nach einem Augenzeugenbericht, aus Oedekoven „nichts als Heulen von der Bevölkerung zu hören war“ 1798 wurde das von den Franzosen eroberte Gebiet am Rhein in vier Departements geteilt. Der Landkanton Bonn, zu dem auch Oedekoven gehörte, wurde durch den Kantonspräsitenten Gerolt geleitet.
Durch Gesetz vereinigte man 1802 einige der ehemals kurkölnische Gemeinden zu einer Gesamtgemeinde, die fortan durch einen Maire verwaltet wurde. So wurden die in kurkölnischer Zeit selbständigen Gemeinden: Alfter, Buschdorf, Gielsdorf, Impekoven, Lessenich, Oedekoven und Witterschlick zu einer Mairie, der Mairie Oedekoven zusammengefaßt. Als erster Maire von Oedekoven ist Zachäus Zerres bekannt, der bis zum Jahre 1812 die Mairie leitete. Der Vertreter im Amt des Maires war der Adjunkt und zugleich Steuereinnehmer Herr B. Weber. Die örtlichen Träger der Verwaltung waren die Minizipalräte in den der Mairie angehörigen Ortschaften, die als Gremium den Munizipalrat von Oedekoven bildeten.
In der Mairie Oedekoven im Landkanton Bonn lebten zu dieser Zeit 2269 Einwohner in 599 Häusern. Nicht alle der zur Mairie Oedekoven gehörenden Ortschaften betrieben zu dieser Zeit noch Weinbau wie der Ort Oedekoven, auf den der Hauptanteil der Weinbauflächen innerhalb der Mairie entfiel.
Nach dem Ausscheiden von Maire Zerres um 1812 folgte ihm der durch Ankauf von staatlichen Domänengütern zum Mühlen- und Gutsbesitzer in Oedekoven gewordene Josef Bel als Maire von Oedekoven, der bis zum Ausgang der französischen Verwaltungszeit in seinem Amt verblieb und seine Amtsgeschäfte, wie noch für lange Zeit auch andernorts üblich, von seinem gegenüber dem Tempelhof gelegenen Haus verwaltete.
Die Bürgermeisterei Oedekoven
Nach dem Ende der französischen Besetzung wurden die Rheinlande anfänglich von dem Generalgouverneur Justus Gruner von Koblenz aus regiert. Der amtierende Maire Bell von Oedekoven scheint in dieser Übergangszeit ungestört seine Dienstgeschäfte versehen zu haben. Im Bönnschen Wochenblatt vom 6. März 1814 bezeichnet er sich in einer öffentlichen Ausschreibung noch als „Mayer“. In einer weiteren von Bell aufgegebenen Anzeige im Bönnschen Wochenblatt vom 22. Mai 1814 bezeichnet er sich bereits als Bürgermeister. Danach ist über eine weitere Tätigkeit des Bürgermeisters Bell nichts mehr nachzuweisen.
Mit Patent vom 5. April 1815 nahm König Friedrich Wilhelm III. von Preußen Besitz von den Rheinlanden und ordnete am 30.4. 1815 die Bildung des Regierungsbezirks Köln an. In Folge dessen wurden die ehemaligen französischen Kantone Stadt Bonn und Land Bonn zum Kreis Bonn zusammengefasst. Sicherlich wegen eines ausgesprochenen Mangels an fähigen und durch die französische Verwaltungszeit unbelasteten Beamten wurde vom Jahre 1815 bis zum Jahre 1833 die weiterhin bestehende Bürgermeisterei Oedekoven in Personalunion vom Bürgermeister der Nachbarbürgermeisterei Poppelsdorf, von Franz Josef Balbino, verwaltet. Die Einwohnerzahlen innerhalb der Bürgermeisterei Oedekoven stiegen weiterhin an und erreichten im Jahre 1815 – 2503 Seelen.
Die Regierung in Köln ernannte im Jahre 1819 die nachfolgenden Personen zu Mitgliedern des neuen Gemeinderates der Bürgermeisterei Oedekoven: Herr Wilhelm Kreß zu Alfter, Mathias Schmitz zu Birrekoven, Johann Sieberg zu Ramelshoven, Gerard Bolen zu Witterschlick, Peter Nettekoven und Theodor Faßbender von Oedekoven, Johann Sieberg zu Gielsdorf, Peter Impekoven zu Meßdorf, Hubert Bursel von Oedekoven und Franz Frings von Buschdorf. Zwischen 1815 und 1825 stieg die Einwohnerzahl auf 2803. Die Bürgermeisterei Oedekoven bestand im Jahre 1828 aus 7 Dörfern und 7 Weilern mit 6 öffentlichen Gebäuden. Neben 612 Privathäusern, 895 Scheunen und Ställen bestanden 6 Mühlen in der Bürgermeisterei. Weiterhin befanden sich in der Bürgermeisterei 10 Kirchen, Kapellen und Bethäuser. Die Gesamteinwohnerzahl war auf 3020 gestiegen, darunter 1439 männliche und 1581 weibliche Personen.
Im Jahre 1833 erfolgte die Ernennung von Kristian Karth zum Bürgermeister von Oedekoven, der für die folgenden 30 Jahre die Verwaltungsgeschäfte der Bürgermeisterei Oedekoven leitete. In der Verwaltungszeit von Bürgermeister Karth gehörte die Bürgermeisterei Oedekoven zur Königlichen Steuerklasse Hersel-Oedekoven.
1863 wurde der Gielsdorfer Johann Joseph Dreesen Bürgermeister von Oedekoven und blieb auch in der Kulturkampfzeit bis zum Jahre 1874 im Dienst. 1871 erreichte die Bürgermeisterei Oedekoven eine Einwohnerzahl von 4157 Personen und zeigte somit eine sich stetig entwickelnde Zunahme der Bevölkerung. In der Zeit von 1875 bis 1890 leitete Johann Wieler die Bürgermeisterei, von 1890 bis 1902 Hermann Josef Albert Neß. Vom 1. April bis zum 5. Juni 1902 leitete der Beigeordnete der Bürgermeisterei Oedekoven, Max Ostler aus Meßdorf, kommissarisch die Bürgermeisterei, gefolgt von wiederum einem kommissarischen Verwalter, Dr. Freiherr von Scheibler, den wiederum der Beigeordnete Max Ostler am 15. März 1903 ablöste.
Erst mit Erlass des Oberpräsidenten der Rheinprovinz vom 5. März 1903 wurde mit Johann Lendzian, dem ehemaligen Kreissekretär des Landratsamtes Bonn, die Bürgermeisterei Oedekoven mit einem Bürgermeister fest besetzt. Johann Lendzian schied 1933 aus dem Dienst. Den ersten Fernsprechanschluß im Bürgermeisteramt erstellte die Post im Jahre 1898.
Nach der Machtübernahme Hitlers wurde ein großer Teil der Verwaltungsbeamten in den Ruhestand versetzt. Die Gemeindevorsteher, nun Gemeindeschulzen genannt, wurden nicht mehr vom Landrat als Leiter der unteren staatlichen Verwaltungsbehörden ernannt, sondern durch die Kreisleiter der NSDAP. Am 1. April 1934 wurde aus den Ämtern Duisdorf und Oedekoven das neue Amt Duisdorf gebildet.